von Roger Blum
Tauchen in Sachsen-Anhalt
Sagenhafter Harz
Tauchen im Reich der Wassergeister und Hexen
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Mein nächster Tauchausflug führte mich in den Harz, genauer gesagt in den Vorharz, in das Gebiet um Quedlinburg und Halberstadt. Die Gegend bietet neben alten Fachwerkhäusern, Burgen und Schlössern, Bergwerken und Höhlen vor allem eins: Mythen, Sagen und Legenden.
Wo Hexen und Wassergeister wohnen
In der letzen Nacht des Aprils – zur Walpurgisnacht – versammeln sich hier am östlichen Rand des Harzes die Hexen, um gemeinsam zum Brocken aufzubrechen, wo sie am Hexentanzplatz ums Feuer tanzen und um die Hand des Teufels anhalten. Auch unter Wasser ist der Teufel los. Der Legende nach leben hier Wassermänner und Nixen. Letztere setzen sich angeblich in die Weidenbäume und kämmen dort ihre langen, schönen Haare. Geschichten über Wassergeister sind Gebiet um Quedlinburg besonders verbreitet. Früher haben die Menschen den Wasserleuten zu Pfingsten ein Huhn, einen Hund oder eine Katze geopfert. Wenn dies unterblieb, musste man damit rechnen, dass sie sich stattdessen ein unvorsichtiges Kind holten, welches zu nah am Wasser gespielt hat. Der Kampf mit den Wassergeistern galt als besondere Heldentat.
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Der Kiessee Wegeleben im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt besticht durch seine ausgezeichnete Wasserqualität
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In die sagenumwobene Welt der Wassergeister wollte ich unbedingt eintauchen. Doch woher am Wochenende noch schnell ein Huhn, Hund oder eine Katze nehmen? Also entschloss ich mich ohne Tieropfer den Wassergeistern einen Besuch abzustatten. Ich wählte den Kiessee Wegeleben bei Halberstadt aus. Der See ist das bedeutendste Tauchgewässer der Region.
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Der Kiessee Wegeleben bei Halberstadt ist das bedeutenste Tauchgewässer im Vorharz
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Kiessee Wegeleben – Der „Kulki des Vorharzes“
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Aufgrund seiner guten Wasserqualität und herrlichen Sichtweiten wird der Kiessee Wegeleben auch „Kulkwitzer See des Vorharzes“ genannt. Das Gewässer ist das Vereinsgewässer des Tauchsportclubs Halberstadt und nur mit Genehmigung zu betauchen. Also fuhr ich zunächst von Quedlinburg nach Halberstadt. Dort an der ARAL-Tankstelle an der B81, wo ich gegen Entrichtung einer kleinen Gebühr eine Gästekarte und einen Schlüssel für das Eingangstor erhielt. Weiter ging es ein paar Kilometer die B81 stadtauswärts Richtung Vorwerk Emersleben. Auf der rechten Seite sah ich bereits einen großen, blauschimmernden Kiessee nebst Förderbändern. Ich bog nach rechts in die Straße ein und näherte mich dem großen See. Unübersehbare Schilder mit der Aufschrift „Lebensgefahr“ wiesen darauf hin, dass hier das Tauchen nicht möglich ist. Aber dies lag nicht an den gefährlichen Wassergeistern sondern daran, dass hier noch aktiv Kies abgebaut wird. Ein paar Meter dahinter erreichte ich den Eingang zum Kiessee 2. Von hier aus waren es nur wenige Meter zu den Einstiegsstellen des Sees.
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Das Wasser des Sees war sehr klar und schimmerte türkisfarben. Herrlich. Ein wenig erinnerte mich das Wasser an die Karibik. Was ist der Grund für den Farb-Effekt? Das Phänomen ist eigentlich leicht zu erklären. Das blaue Licht wird besser gestreut als die anderen Spektralfarben. Nährstoffpartikel schwächen diesen Effekt und schlucken viel Licht, bevor es entsprechend seiner Farbeigenschaft reflektiert werden kann. In nährstoffreichen Seen erscheint das Wasser daher bräunlich. Dagegen sind in Kiesseen häufig kaum Sedimente gelöst. Wie auch der helle, muschelkalkhaltige Grund in der Karibik reflektieren Kalkpartikel im nährstoffarmen See das Licht, und wir nehmen es je nach Lichteinfall als Türkisblau wahr.
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Doch zurück zu den Wassergeistern. Bereits nach wenigen Flossenschlägen sah ich am Seegrund einen schuppigen Schwanz mit einer großen Flosse aus dem Pflanzenteppich herausschauen. Der Schwanz gehörte weder einer Nixe noch einem Meermann, sondern einem kapitalen Hecht. Der deutlich über 1,20 Meter lange Bursche ließ sich von mir nicht aus der Ruhe bringen und in Ruhe portraitieren. Als er genug vom Fototermin hatte, schwamm er nicht einfach fort, sondern drehte sich zu mir um und schwamm langsam auf mich zu. Er zeigte deutlich, wer hier Herr im Hause bzw. im Wasser war. Aufgrund der stattlichen Größe verfehlte sein Auftreten nicht seine Wirkung und ich suchte mir andere Fotomotive. Diese waren schnell gefunden.
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Es war wirklich ein toller Tauchgang. Die sagen- und mythenreiche Region im Harz werde ich mit Sicherheit bald wieder besuchen.
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