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von Roger Blum

Tauchen in Deutschland

Zurück in die Eiszeit

Tauchen in den Feldberger Seen


Wer heute durch das klare Wasser der Feldberger Seen taucht, verdankt dieses Vergnügen einem Ereignis, das viele tausend Jahre zurückliegt – der Weichseleiszeit. Die Feldberger Seenlandschaft ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Während dieser letzten Eiszeit vor ca. 50.000 bis 20.000 Jahren waren die größten Teile Mecklenburg-Vorpommerns vergletschert. Als das Eis zu schmelzen begann und sich die Eismassen nach Norden zurückzogen, wurde die charakteristische Landschaft geschaffen. Sie weist für norddeutsche Verhältnisse große Höhenunterschiede auf. Der besondere landschaftliche Reiz resultiert vor allem aus dem reliefreichen Nebeneinander von Endmoräne, Sander und den sie durchschneidenden Rinnenseen. Diese sind aufgrund ihrer guten Sichtverhältnisse interessante Tauchgewässer.


Dolgener See





Schmaler Luzin

Der Schmale Luzin ist zweifellos der bekannteste unter den Tauchgewässern der Feldberger Seenlandschaft. Er erstreckt sich von Feldberg im Nordwesten nach Carwitz im Süden. Der See ist etwa 7 km lang, aber nur 150 bis 300 m breit. An seiner schmalsten Stelle (dem „Schmal“) ist er sogar nur knapp über 70 m breit.

Der Schmale Luzin ist ein glazialer Rinnensee. Er verdankt seine Entstehung einer ehemaligen Schmelzwasserrinne unterhalb des Gletschereises, die sich nach dem Rückgang des Eises dauerhaft mit Wasser füllte. Der See ist daher – verglichen zu seiner geringen Breite – auch sehr tief. Die Maximaltiefe beträgt etwa 34 m. Das Wasser ist sehr klar. Die Sichtweiten betragen 8 bis 10 m.

Schmaler Luzin

Schmaler Luzin


Der Schmale Luzin bietet eine Vielzahl interessanter Tauchplätze. Am bekanntesten ist der Einstieg an der Luzinfähre. Dieser Tauchplatz ist vom Parkplatz über 104 Treppenstufen zu erreichen. Sowohl der Abstieg als auch später der Ausstieg zum Parkplatz sind recht beschwerlich und haben schon so machen Muskelkater hervorgerufen. Das von Steilhängen umgebene Ufer setzt sich auch unter Wasser fort. Der Seegrund fällt hier relativ schnell ab. Hier findet man große Findlinge. Am interessantesten ist der Flachwasserbereich bis 5 m mit seinem dichten Pflanzenbewuchs. Auf dem gegenüberliegenden Ufer findet man auf etwa 5 m Tiefe die Reste einer Lore.




Schöne Fotomotive sind auch die umgestürzten Bäume im Uferbereich. Sie werden von Hechten als Unterstand genutzt. Der den See umgebene Wald gehört zu den ältesten Buchenwäldern Deutschlands. Hier stehen (und liegen) bis zu 350 Jahre alte Bäume. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde daher das Gebiet auf Anweisung des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz geschützt. Beim Blick nach oben sieht man die Bäume im Gegenlicht und die Fische, die im Geäst Schutz suchen. An den Enden der Äste befinden sich häufig grüne Geweih- oder Fingerschwämme (Spongilla lacustris). Eine so große Anhäufung von Süßwasserschwämmen wie im Schmalen Luzin habe ich selten gesehen. Die auffällig grüne Farbe erhalten die Schwämme durch die Symbiose mit Grünalgen.




Ein gut mit dem Auto zu erreichender Tauchplatz liegt am Alten Zollhaus am Übergang zwischen Schmalen und Breiten Luzin. Hier befindet sich ein Verlandungsgebiet und der See ist bequem zu erreichen. Der See ist hier mit 5 bis 7 m relativ flach. In dem Bereich befinden sich schöne Schilf- und Seerosengebiete, in dessen Schutze große Barsch- und Weißfischschwärme leben. Diese ziehen natürlich wieder die Hechte an, die hier häufig anzutreffen sind. Auf dem Seeboden im Bereich des Alten Zollhauses findet man häufig auch Relikte aus vergangenen Tagen. Neben alten Flaschen, Töpfen und Kannen sind hier auch Relikte aus den Kriegsjahren zu finden.


Altes Zollhaus Hecht (Esox lucius) Krebs (Astacus astacus)


Ebenfalls mit dem Auto zu erreichen ist der Tauchplatz Ziegenwiese. Dieser Tauchplatz befindet sich in der Nähe des „Schmals, der mit ca. 70 bis 75 m engsten Stelle des Schmalen Luzin. Man kann problemlos von einer Uferseite zur anderen schwimmen.


Suesswasserpolyp im Schmalen Luzin

Süßwasserpolypen im Schmalen Luzin


Wer den Schmalen Luzin an weniger zugänglichen Stellen betauchen möchte, den empfehle ich eine Tour mit dem Taucherponton „Eric“. Das Tauchcenter Feldberg bietet diese interessante Tagestour inklusive Verpflegung und drei Tauchgängen an. Das Floß bietet Platz für 10 Taucher. Die Tour beginnt in Carwirtz am Südende des Sees. Von hier aus fährt die mit einem Elektromotor betriebene Taucherplattform entlang des Ufers zu schwer erreichbaren Stellen des Schmalen Luzin. Gegen Mittag durchfährt man das „Schmal“ und es wird je nach den vorzufindenden Bedingungen entweder auf dem Floß oder auf der Wiese gegrillt. Nach zwei weiteren Tauchgängen am Nachmittag erreicht man mit vielen neuen Eindrücken gegen 17 Uhr die Tauchbasis am Haussee in Feldberg.




Zum Abendessen kann man ins „Deutsche Haus“ in Feldberg einkehren. Dort bekommt man ein gutes und preiswertes Essen. Im Jahre 1933 wohnte in dem Hotel für längere Zeit der bekannte Schriftsteller Hans Fallada.

Weitere Informationen unter:

Tauchcenter Feldberg
am Hotel „Deutsches Haus“
Strelitzer Straße 18, 17258 Feldberg
Tel.: (0176) 66 60 23 93
www.tauchcenter-feldberg.de

(Stand: Oktober 2015)


Dreetzsee

Ein weiteres interessantes Tauchgewässer ist der Dreetzsee. Er befindet sich südöstlich von Feldberg. Der etwa 2 km lange und 800 m breite See ist bis zu 11 m tief. Die mittlere Tiefe des Sees beträgt etwa 5 m. Er ist damit im Vergleich zu seinen Nachbarseen recht flach, was durch seine Entstehungsgeschichte zu erklären ist. Er ist in der Späteiszeit durch das Abschmelzen der Eismassen entstanden. Wahrscheinlich hat damals ein riesiger Eisklotz das heutige Seebecken ausgefüllt.


Dreetzsee

Dreetzsee


Eine Eigenart des Dreetzsees sind sog. Kunkel (auch Kolk). Das sind runde Ausspülungen am Hang des Seeufers. Beim Abschmelzen des Eises sind an mehreren Stellen heftige Schmelzwasserbäche seitlich am Eis heruntergeflossen bzw. huntergestürzt. Diese haben dann rund um den Dreetzsee solche Kunkel ausgespült. Jeder Kunkel sieht heute aus wie ein kreisrunder Teich neben dem See, der jedoch mit dem See verbunden ist.

Eine derartige Kunkel ist die „Schapwasch am Dreetz“, die auch als Einstieg zum Tauchen genutzt werden kann. Das Gebiet ist nur wenige Meter tief und diente früher – wie der Name schon sagt – als Schafswäsche. Die Schafe des benachbarten Rosenhof wurden vor dem Scheren hier gewaschen. Der Dreetzsee ist in diesem Bereich mit 3 m recht flach, so dass man ihn auch schnorchelnd erkunden kann. Der gesamte Bereich ist reich mit Wasserpflanzen bewachsen. Im Uferbereich dominieren Krebsscheren (Stratiotes aloides; alt: Str. potamios, Str. aquatica, Militaris aizoides, Sedum aquatile, Aloe palustris). Es handelt sich um eine Wasserpflanzenart aus der Familie der Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae). Die Krebsschere wird auch als Wasseraloe bezeichnet, denn die Wuchsform erinnert ein wenig an Aloepflanzen. Das häufige Vorkommen dieser Wasserpflanze hat den Dreetsee auch den Namen „Kaktussee“ eingebracht.

Krebsschere Stratiotes aloides Karausche Carassius carassius
"Schapwasch am Dreetz" (Kunkel/Uferkolk) Krebsschere (Stratiotes aloides) Karausche (Carassius carassius)


Auf dem Campingplatz am Dreetzsee befindet sich eine Tauchbasis. Eine weitere Tauchbasis befindet sich im wenige Kilometer entfernten Thomsdorf.


Dolgener See

Ein weiteres schönes Tauchgewässer ist der Dolgener See. Der etwa 4,2 km lange und 200 m breite See durchschneidet die Feldberger Seenplatte westlich von Feldberg. Es handelt sich um einen sog. glazialen Zungenbeckensee, d.h. er entstand durch einen während der Eiszeit herangerückten Gletscher, dessen Zunge hier endete. Die schmale sichelförmige Ausformung des Sees erfolgte durch aktives Eis und abfließendes Schmelzwasser. Er gehört zu den höchstgelegenen Seen Mecklenburg-Vorpommerns. Die Maximaltiefe beträgt etwa 25 m.


Einstieg am Dolgener See Dolgener See



Carwitzer See und Zansen

Der Carwitzer See ist mit einer Fläche von 397 Quadratmeter der größte See der Region. Auch dieser See wurde durch die Eiszeit geprägt. Der Seeboden ist in mehrere tiefe Becken gegliedert, was auf eine Entstehung aus dem Lager mehrerer eiszeitlicher Toteisblöcke hindeutet. Das Toteis sorgte nach dem Rückschmelzen des Eises dafür, dass die entstandenen Hohlformen nicht aufgefüllt wurden.

Die tiefste Stelle des Carwitzer Sees (35 m) befindet sich vor Thomsdorf. Hier befindet sich eine Tauchbasis. Diese hat einen kleinen Unterwasserpark mit „Sehenswürdigkeiten“ wie einer Taucherglocke, einem Segelboot und einer riesigen etwa 2 m hohen Azteken-Maske geschaffen. Letztere wurde aus dem Filmfundus erworben und hier für die Taucher versenkt. Zwei Taucherplattformen stehen auch für die Tauchausbildung zur Verfügung (Infos: www.tauchbasis-thomsdorf.de, Stand: Mai 2014).

Im Carwitzer See findet man natürlich auch Relikte aus der Eiszeit. Neben Geröllfeldern findet man hier besonders große, tonnenschwere Findlinge.




Im Norden des Carwitzer Sees schließt sich der ca. 4,2 km lange und 300 bis 400 m breite Zansen an. Er wird als eigenständiger See betrachtet, auch wenn er eigentlich nur eine riesige Nordbucht des Carwitzer Sees darstellt. Das Wasser des Zansen ist sehr klar. Seerosen und Schilf sind nur spärlich vorhanden, da der Seegrund rasch in die Tiefe abfällt. Der Seegrund ist mit Dreikantmuscheln und Teichmuscheln bedeckt. Hier unternahmen wir die letzten Tauchgänge unseres Ausflugs.



Fazit: Der stark eiszeitlich geprägte Naturpark Feldberger Seeplatte bietet abwechslungsreiche Tauchplätze. Die Sichtweiten in den meisten Seen sind für Süßwasserverhältnisse hervorragend. Hier sollte man unbedingt einmal getaucht haben.



Text/Fotos: Roger Blum


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