von Roger Blum
Tauchen in Berlin und Brandenburg
Zwischen Schilfwald und Schwimmblattzone (Teil 1):
Schreihälse im Schilf
Der Schilfgürtel ist die Kinderstube unserer Seen. Zwischen den Halmen finden junge Fische, Vögel und Amphibien Nahrung und Verstecke.
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Schon von weitem hörte ich lautes, regelmäßig wiederkehrendes „Hu“. Das Geräusch war ein gedämpftes Flöten und erinnerte mich irgendwie an das Pusten über die Öffnung einer leeren Bierflasche. Es hörte sich regelrecht unmotiviert und gelangweilt an, deshalb fand ich es so interessant. Handelte es sich um den Ruf einer Rohrdommel? Die Rohrdommel wird wegen ihres lauten, tiefen Rufs auch „Moorochse“ genannt. Daher rührt auch der lateinische Name Bo taurus = Rind. Rohrdommeln sind eher zu hören als zu sehen. Bei einer möglichen Gefahr strecken sie ihren Schnabel weit nach oben und verharren so reglos bis die Gefahr vorüber ist. In dieser Pfahlstellung verschmelzen sie förmlich mit dem umgebenen Schilf.
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Plötzlich erschallte das Geräusch auch aus einer anderen Ecke des Schilfs. Leise schlich ich der Geräuschquelle entgegen. Über mir kreisten Seeadler und Rohrweihe. Im Schilf turnten Rohrammern und Schilf- und Drosselrohrsänger an den senkrechten Halmen herum. Das Schilf bietet ihnen eine ideale Tarnung.
Ganz vorsichtig versuchte ich die Geräuschquelle des „Hu´s“ zu lokalisieren. Doch keine Rohrdommel war zu sehen. Vielleicht hatte sie sich zu gut getarnt. Aber die Geräuschquelle musste direkt vor mir sein. Ich schaute nach unten und entdeckte eine kleine Kröte. Es handelte sich um eine Rotbauchunke (Bombina bombina), was durch das auffallende orange-rote Fleckenmuster auf der Unterseite der Kehle deutlich ersichtlich war.
Rotbauchunke (Bombina bombina), auch Tieflandunke oder Feuerkröte genannt
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Der Ruf der kleinen Rotbauchunke ähnelte einem dumpfen Flöten, ähnlich dem Ruf der Zwergohreule, des Sperlingskauzes oder der Zwergrohrdommel. Es war schon faszinierend, wie weit hörbar der Ruf war. Der Ruf unterscheidet sich deutlich von dem der Frösche. Im Frühjahr werben die Froschmännchen um die Weibchen. Ihre Schallblasen erzeugen die unterschiedlichsten Laute. Der Laubfrosch stößt ein rhythmisches Knarren hervor, der Teichfrosch – den ich hier ebenfalls antraf – ein klassisches Quaken.
Teichfrosch (Foto: Julia Walter)
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Dagegen sind die Erdkröten (Bufo bufo) kaum zu hören. Sie stoßen während der Paarungszeit im Laichgewässer allenfalls einen leisen, langsamen Ruf aus, der als metallisch knarrend beschrieben wird.
Erdkröten (Bufo bufo) bei der Paarung
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Neben Fröschen, Unken und Kröten konnte ich auch einen Teichmolch und mehrere Ringelnattern (Natrix natrix) beobachten. Die Schlangen ernähren sich vorwiegend von Amphibien und kleinen Fischen. Frösche, Kröten, Kaulquappen und Molche gehören zum Beutespektrum der Ringelnattern. Sie wurden offensichtlich vom reich gedeckten Mittagstisch angezogen.
Die Frösche ziehen Ringelnattern an
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Es lohnt sich also die spannende Welt des Schilfwaldes genauer anzuschauen.
Fortsetzung folgt:
Im zweiten Teil meines Berichts werde ich von der Begegnung mit der Europäischen Sumpfschildkröte und im dritten Teil von der faszinierenden Welt der Unterwasserinsekten sowie Muscheln und Schnecken im Bereich zwischen Schilf und Schwimmblattzone berichten.
Teil 2: Unterwegs im Reich der Europäischen Sumpfschildkröte
Teil 3: Faszinierende Welt der heimischen Muscheln und Schnecken
Text und Fotos: Roger Blum Video: Jan Seifert
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