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von Roger Blum

Tauchen in Dubai und Umgebung

Inchcape 1:
Das Wrack der „Grey Swift 2“

Tauchen an der Ostküste der Vereinigten Arabischen Emirate


Das Tauchboot der Tauchbasis DiversDown brachte uns in wenigen Minuten an den Tauchplatz Inchcape 1. Wir waren die einzigen an dem Tauchplatz. Da immer etwas Oberflächenströmung vorherrscht, erfolgte der Abstieg an der Ankerleine. Im oberen Bereich war die Sicht sehr gut. Wir schwebten buchstäblich im Blau des Meeres nach unten. Ab 15 Meter Tiefe wurde das Wasser dann plötzlich recht trüb. Schade, denn Fotos, die die Gesamtheit des Wracks zeigen, waren somit nicht möglich. Allerdings hatte dies auch den Vorteil, dass ich das ganze Wrack nicht schon gleich von oben überblicken konnte und somit ein mystischer Eindruck entstand. Während ich weiter an der Ankerleine hinuntertauchte, wurden die Umrisse des Schiffs immer deutlicher zu erkennen.


Inchcape 1



Das 22 Meter lange und 5 Meter breite Schiff hieß ursprünglich „Grey Swift 2“. Es wurde vom amerikanischen Schiffsbauer VT Halter Marine Inc. gebaut und Anfang der 1970iger Jahre nach Dubai überführt. Zunächst war es im Emirat Ras al-Khaimah im Einsatz. Im Jahre 1991 ging das Schiff dann nach Dubai und wurde dort von der Inchcape Shipping Services Ltd. als Transporter genutzt, um Besatzungen und Vorräte von und zu den Schiffen, Ölplattformen und Bohranlagen zu befördern. Nach 30 Dienstjahren wurde das Schiff schließlich außer Dienst gestellt. Der Herrscher von Fujairah, Scheich Hamad bin Mohammed Al Sharqi, erteilte die Erlaubnis zur Versenkung des Schiffs. Da das Schiff speziell für Taucher versenkt wurde, ist es dementsprechend vor der letzten Ausfahrt auch vorbereitet worden. Die Motoren wurden entfernt und von Ölrückständen gereinigt. Auch Türen und Luken wurden abgenommen, so dass man gefahrlos in das Wrack hinein tauchen kann. Am 21. Dezember 2001 wurde die Inchcape 1 dann vor der Küste Fujairahs versenkt und dient seitdem als künstliches Riff vielen Meeresbewohnern als neuer Lebensraum und Tauchern aus aller Welt als attraktives Tauchziel. Das gut erhaltene Wrack steht auf 32 Metern Tiefe aufrecht auf Sandboden.


Inchcape Fujairah Inchcape Fujairah Inchcape Fujairah
Am Wrack der Inchcape I


Die Ankerleine war auf dem Deck befestigt. Ich steckte einen kurzen Blick in das Innere des Wracks. Aufgrund der geringen Größe ist nicht viel Platz. Die Reling ist von Weichkorallen und großen Zackenaustern besiedelt. Das Wrack ist ein Anziehungspunkt für eine Vielzahl an Fischen und Weichtieren. Hier haben Rotfeuerfische, Schnapper, Kofferfische, Juwelenbarsche und Igelfische ein neues Zuhause gefunden. Jeder Winkel des Wracks ist bewohnt. Ich schwamm entlang der Bordwand zum Bug des Schiffes. Hier stand ein riesiger Schwarm Schnapper. Die Fülle der Fischleiber schien kein Ende zu nehmen. Über das Deck und die Aufbauten zog eine Schule Stachelmakrelen seine Bahnen.


Pterois miles
Pterois miles
Goniobranchus annulatus
Lutjanus madras


Wächter der Wracks ist die fette Netzmuräne (Gymnothorax favagineus) namens Fred. Sie hat eine Größe von über zwei Metern und einen Kopf von der Größe eines Schäferhundes. Sie verbringt die meiste Zeit des Tages mehr oder weniger versteckt in Aushöhlungen des Wracks. Ich begegnete Fred auf dem Rückweg vom Bug zum Heck. Die Muräne steckte mir ihren Kopf entgegen und ließ sich ausgiebig fotografieren. Sie zeigte keine Scheu und war offensichtlich an Taucher gewöhnt. Das ständig öffnende und schließende Maul wirkt für viele Taucher bedrohlich. Die vermeintliche Drohgebärde ist dem Umstand geschuldet, dass Muränen über keinen Kiemendeckel verfügen, mit denen Frischwasser durch die Kiemen gepumpt wird, sondern ihren Atemwasserstrom durch ein ständiges Öffnen und Schließen ihres Mauls erzeugen. Ich versuchte ganz langsam zu atmen und keine unkontrollierten Bewegungen machen, um Fred nicht zu erschrecken.


Netzmuräne Gymnothorax favagineus
Die Netzmuräne „Fred“ bewacht das Wrack


Mein Tauchcomputer mahnte mich zum auftauchen und so begann ich mit dem Aufstieg. Wir tauchten an der Ankerleine wieder auf und warf einen letzten Blick auf das unter uns liegende Wrack. Während des Sicherheitsstopps schwebten wir in einer riesigen Suppe kleiner Quallen. Der Tauchplatz Inchcape 1 ist immer für Überraschung gut. Einige Tage später traf eine Tauchergruppe bei Abtauchen hier einen Hochseehai, der die Taucher interessiert umkreiste.


Amphiprion clarkii
Clarks Anemonenfisch


Tauchbasis:

Mehrere Tauchbasen fahren das Wrack Inchcape 1 regelmäßig an. Ich tauchte mit der Tauchbasis DiversDown. Sie befindet sich im Miramar Al Aqah Beach Hotel. Es werden täglich 2-3 Ausfahrten (9.30 Uhr, 12.30 Uhr, 15.30 Uhr) zu vielseitigen Tauchplätzen angeboten, u.a. Dibba Rock, Shark Island, Three Rocks, CarCemetery und natürlich Inchcape 1. Das Equipment der Basis war sehr gepflegt und das Basisteam freundlich. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und würde jederzeit wieder mit Divers Down tauchen.

DiversDown UAE
Mail: info@diversdown.com
www.diversdownuae.com
(Stand: November 2017)

Text/Fotos: Roger Blum

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