Versunkene Schiffe sind geheimnisvoll, spannend und faszinierend zugleich. Ganz gleich ob groß oder klein, tragisch gesunken oder vorsätzlich als künstliches Riff versenkt, jedes Wrack erzählt seine eigene, einzigartige Geschichte und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. Auch vor den Malediven haben hunderte Schiffe ihr nasses Grab gefunden und warten darauf, entdeckt zu werden.
Der direkte Seeweg von Fernost nach Arabien führt über die Malediven
Für die Handelsschifffahrt zwischen Arabien und Fernost bietet der direkte Seeweg über den Indischen Ozean die kürzeste und schnellste Route. Bereits seit dem 9. Jahrhundert nutzten arabische Händler auf dem Rückweg von Asien den Weg über die Malediven, wenn ihre Schiffe dem Nordostmonsum folgten und ein gefahrloses Segeln auf dieser Strecke möglich war. Ab dem 15. Jahrhundert folgten chinesische Expeditionsflotten, die sich auf die Suche nach neuen Handelswegen nach Afrika und Arabien begaben. Von ihnen stammten auch die ersten Karten des maledivischen Archipels.
Erste schriftliche Berichte über Schiffsverluste stammen aus Portugal
Die ersten schriftlichen Berichte über Schiffsverluste vor den Malediven sind aus portugiesischen Quellen bekannt. Portugal hatte Ende des 14. Jahrhunderts damit begonnen, seine Handelswege nach Indien und in den fernen Osten aufzubauen und die Kolonialisierung anderer Länder voranzutreiben. Mit Erfolg. Für einige Jahrzehnte wurde Portugal die beherrschende Seemacht im Indischen Ozean. 1558 besetzten die Portugiesen die nördlichen Inseln und die Hauptstadt. Zwar wurden sie schon nach 15 Jahren vertrieben, dennoch ist es der längste Zeitraum, in der der Archipel von Fremden besetzt war. Während dieser Zeit sanken zahlreiche portugiesische Schiffe. Die Gesamtverluste zwischen 1550 und 1650 werden mit bis zu 130 Schiffen angegeben. Das letzte portugiesische Schiff, das auf den Malediven versank, war die PRAZER E ALLEGRIA, die am 17. März 1844 am Riff von Muli Island im Mulaku-Atoll strandete.
Die Malediven waren die kürzeste Verbindung zu den holländischen und englischen Kolonien
Den Portugiesen folgten die Holländer und wenig später die Engländer. Da der Handel zwischen den Ländern und ihren Kolonien stetig zunahm, wurde ein sicherer Seeweg über den Indischen Ozean zu den Stützpunkten der Holländischen Ostindien Kompanie und der britischen East India Company immer wichtiger. Dieser Seeweg führte über die Malediven. Die Seekarten, die Commander Robert Moresby ab 1829 anlegte, werden heute immer noch verwendet. In dieser Zeit gewannen vor allem die Briten einen gewissen Einfluß auf die Malediven. 1887 unterzeichnete der Sultan einen Vertrag mit dem britischen Gouverneur von Ceylon in Sri Lanka, wodurch die Malediven den Status eines britischen Protektorats bekamen. Bedingung war, dass sich die Briten nicht in innere Angelegenheiten und die Verwaltung einmischen durften.
Aus dieser Zeit stammt das Wrack des 1013 BRT großen englischen Frachters SEA GULL. Er befand sich mit 32 Mann Besatzung, drei Passagieren und einer Stückgutladung auf der Fahrt von Kalkutta nach London. Aus unerklärlichen Gründen kam das Dampfschiff am 20. August 1879 von seinem Kurs ab und strandete etwa eineinhalb Kilometer westlich des Iruvai Kandu.
Aber auch Deutsche, Franzosen und andere Nationen verloren Schiffe in der Region. Ein bekanntes Wrack ist das deutsche Dampfschiff ERLANGEN, das im Riffkomplex von Gaafaru Falhu im Nordmale-Atoll am 20. August 1895 sank. Über den Untergang des 98 m langen Schiffs ist nur wenig bekannt. Die 3500 BRT große ERLANGEN befand sich mit einer Stückgutladung auf der Fahrt von Colombo nach Hamburg. Die starke Strömung und Brandung haben das Dampfschiff innerhalb kurzer Zeit zerschmettert. Die meisten stählernen Fragmente wie Anker, Ketten, Winden und Stahlplatten liegen oberhalb von 15 m auf dem Riffdach und sich stark von Korallen überwachsen. Die beiden Kessel der Dampfmaschine liegen in 35 m Tiefe, der Rest befindet sich im 40-50 m Bereich.
Tauchen am Wrack der KOIMAS vor Filitheyo im Nord-Nilandhe-Atoll
Als der zweite Weltkrieg ausbrach, bauten die Briten einen Flugplatz auf der Insel Gan im Addoo-Atoll und richtete sich auf der Insel einen Stützpunkt ein, der zur wichtigsten Zwischenstation für Truppenbewegungen auf dem indischen Subkontinent und im Fernen Osten wurde.
Trotz Torpedotreffer japanischer und deutscher U-Boote sank der Tanker BRITISH LOYALITY nicht
Zwei schwere Schläge erhielt der Tanker, wurde aber letztendlich von seinem eigenen Herren versenkt. Der 5583 BRT große Gigant war 145 m lang und wurde 1928 im britischen Newcastle gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs erhielt er am 30. Mai 1942 in Diego Suarez auf Madagaskar durch ein japanisches Mini-U-Boot einen Torpedotreffer, der ihn im Hafen auf Grund setzte. Mittels aufwendiger Reparaturen wurde die BRITISH LOYALITY wieder flott gemacht. Nicht die einzige Attacke, die der Tanker überstehen sollte: Am 9. März 1944 lag er im Innenbereich des Addoo-Atolls, als sich das deutsche U-Boot U 183 dem Schiff näherte. Das U-Boot vom Typ IX C/40 unter Kommando von Kptlt. Fritz Schneewind operierte von japanisch besetzten Stützpunkten aus vor der ostafrikanischen Küste und im Indischen Ozean und gehörte zur Gruppe Monsun. Es feuerte einen Torpedo durch die Sperrnetze, dabei wurde der Tanker schwer beschädigt, sank aber nicht. Nach dem Krieg, im Jahre 1946, beschlossen die Briten, dass es weder Aufwand noch Kosten lohnen würden, die lange veraltete BRITISH LOYALITY zu reparieren. Vor ihrem Rückzug von der Insel Gan versenkten sie am 15. Januar 1946 das Schiff für immer.
Heute liegt das Schiff südöstlich zwischen der Insel Hithadhoo und der Nordostseite von Maradhoo in Tiefen zwischen 16 und 33 Metern auf seiner Steuerbordseite.
Untergang der MALDIVE VICTORY am Freitag, dem 13.
Das unter Tauchern bekannteste Wrack der Malediven ist die MALDIVE VICTORY im Nordmale-Atoll. Auf dem Weg von Singapur nach Male hatte der 1420 BRT große Frachter am 13. Febraur 1981 die Südwestecke der Flughafeninsel Hulhule gerammt und war innerhalb von zwanzig Minuten gesunken. Laut Gerüchten soll der Kapitän betrunken gewesen sein und ein Matrose habe das Schiff gesteuert. Die Mannschaft konnte sich auf die Flughafeninsel retten, Verluste an Menschenleben waren nicht zu beklagen. Heute steht das 82 m lange Schiff in 32 m Tiefe aufrecht auf sandigen Grund. Die Laderäume liegen in einer Tiefe von 25 m, die Brücke auf 18 m und ein Lademast reicht bis 8 m unter die Wasseroberfläche.
Im Zuge des Tourismus-Booms wurden ausgediente Schiffe zur Bildung künstlicher Korallenriffe versenkt
In den letzten Jahren wurden vor den Resortinseln zunehmend Schiffe als künstliche Riffe versenkt. Die Schiffswracks sollen Taucher locken, die als Touristen Geld ins Land bringen und sich am Fischreichtum und dem Abenteuer Wracktauchen vergnügen sollen.
Die ARGO MINA und KOIMAS vor Filitheyo im Nord-Nilandhe-Atoll
Vor der Insel Filitheyo im Nord-Nilandhe-Atoll wurden vor fast zehn Jahren zwei Wracks versenkt. Am 30. November 2009 das 30 m lange Fischerboot KM AGRO MINA II und am 23. Dezember 2010 die 34 m lange KOIMAS I. Beide Schiffe liegen in max. 30 m Tiefe dicht beieinander und können problemlos während eines Tauchgangs betaucht werden. Mit etwas Glück können Stachelrochen und Ammenhaie unter dem Wrack entdeckt und Weißspitzenriffhaie, Napoleons und Schildkröten im Blau beim Vorbeiziehen beobachtet werden.
Die KOIMAS wurde 2010 vor Filitheyo versenkt
SHIPYARD ist eine bekanntesten Wracktauch-Destinations der Malediven
Auch das Lhaviyani-Atoll kann mit zwei Wracks aufwarten, die dicht nebeneinander liegen. Seit Mitte der 80er Jahre liegen dort die beiden Schiffe SKIPJACK I und SKIPJACK II in einem Kanal zwischen den beiden Inseln Felivaru und Gaavelifaru und präsentieren sich mit einem wunderschönen Weich- und Hartkorallenbesuch seinen Besuchern. Die Location wird auch Shipyard genannt.
Das erste Schiff ist eines der ersten eigenen Schiffe, die von den Malediven zum Thunfischfang eingesetzt wurden. Das Schiff war vormals ein japanisches Kühlschiff und wurde bei der Ankunft auf den Malediven von HOKOMARO 3 in SKIPJACK I umbenannt. Der Trawler diente der auf Felivaru ansässigen Fischfabrik als Mutterschiff und lag bis zur Ausmusterung im Jahr 1985 fest vertäut vor der Insel. Nachdem das Schiff außer Dienst gestellt wurde, sollte es komplett ausgeschlachtet und als künstliches Wrack zwischen den Lhaviyani und den Baa-Atolls versenkt werden. Während es an den Zielpunkt geschleppt wurde, brach an Bord ein Feuer aus. Nachdem die Schlepptrossen gekappt wurden, trieb die Strömung das havarierte Schiff zurück in das Atoll und durch bereits in den Rumpf geschnittene Löcher begann Wasser einzudringen. Das Schiff sank über das Heck auf 30m Tiefe. Der Bug ragt noch heute etwa fünf Meter senkrecht aus dem Wasser. Ein spektakulärer Anblick.
Etwa 50 Meter neben diesem Wrack, liegt ebenfalls in 30 Metern Tiefe das Wrack eines weiteren Schiffs: der SKIPJACK II. Die ursprüngliche Nationalität des Schiffs ist unbekannt. Nachdem das Schiff ohne Erlaubnis in maledivische Gewässer aufgegriffen wurde, wurde es von der maledivischen Regierung übernommen und unter dem Namen GAAFFARU als Frachttransporrter zwischen Male und Colombo eingesetzt. 1984 sank das Schiff vor Feklivaru und liegt heute auf Backbordseite auf dem Grund.
Tauchertraum Filitheyo – Willkommen im Paradies (Tauchen Malediven)
Filitheyo am östlichen Außenriff im Nord-Nilandhe-Atoll bietet herrliche Postkartenmotive aus sattgrünen Kokospalmen, weißem Korallensand und einem herrlichen türkisblauem Meer. Mit etwa 40 Tauchplätze und einem herrlichen Hausriff ist die Insel ein Paradies für Taucher und Schnorchler. Auf der Insel befindet sich eine Werner-Lau-Tauchbasis. Der Service ist hervorragend. Die Flaschen werden uns bis zum Bungalow oder zu den jeweiligen Einstiegsstellen gebracht, von wo man die faszinierende Unterwasserwelt der Insel erkunden kann.
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Zu Besuch auf der Insel Feeali (Malediven)
Von den Malediven hat jeder ein Bild, und zwar genau das gleiche: Traumstrände, Korallenbänke, abgeschiedene Luxusresorts für Hochzeitspaare und Taucher. Aber kaum jemand kann sagen, wie die Menschen dort leben. Das liegt nicht an der Ignoranz, die man Strandurlaubern so gern unterstellt, sondern daran, dass 40 Jahre die Regierung der Malediven verhinderte, dass sich die muslimische Bevölkerung mit den liberal gesinnten, Alkohol trinkenden und Bikini tragenden Touristen trifft. Nur wenige Einheimischen-Inseln kann man als Tourist bereisen.
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