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von Roger Blum

Tauchen in Deutschland

One-Way-Ticket nach Helgoland

Zu Besuch beim Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung


Der Himmel war bewölkt, das Meer ruhig. Dennoch konnten es ein paar Passagiere nicht lassen, ihr Frühstück unfreiwillig auf der Fähre zu entleeren. Vereinzelt tauchten ein paar Möwen auf, ein Zeichen, dass sich die Fähre Helgoland näherte. Rund 70 km vom Festland entfernt erhebt sich der mächtige rote Buntsandsteinfelsen aus dem Wasser. Ich wollte für ein paar Tage Julia besuchen, die hier ein mehrwöchiges Praktikum bei der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred Wegener Instituts für Polar- und Meeresforschung absolvierte.


Helgoland
Helgoland
Helgoland
Helgoland


Deutschlands einzige Hochseeinsel bietet ideale Bedingungen für die meeresbiologische Forschung. Der untermeerische Felsabhang wird von zahlreichen Wassertieren und –pflanzen besiedelt, die roten Sandsteinfelsen benutzen Tausende von Trottellummen als Brutplatz und auf der Helgoländer Düne tummeln sich Seehunde und Kegelrobben. Untersucht werden hier hauptsächlich die Lebenszyklen von maritimen Organismen wie Algen, Krebsen und Muscheln in der Nordsee und anderen flachen Meeren.




Die Untersuchungen in den Gewässern rund um Helgoland werden durch Experimente und Zuchtversuche in den Laboratorien der Biologischen Anstalt Helgoland ergänzt. Ein Arbeitsschwerpunkt sind Laborversuche zur Zucht und Lebensweise des bis zu 1 m langen Europäischen Hummers und der Taschenkrebse. Letztere habe ich dann nicht nur in den heiligen Hallen des Forschungsinstituts sehen können, sondern auch beim Schnorcheln im Meer und abends garniert mit einem Stück Petersilie auf meinem Teller.




Der „Knieper“ – das sind die Scheren des Helgoländer Taschenkrebses – sind eine Inselspezialität. Dass es den Helgoländer Knieper heute in ausreichender Anzahl gibt und die noch vor einigen Jahren bestehende Bedrohung des Aussterbens gebannt ist, ist vor allem der Biologischen Anstalt Helgoland zu verdanken. Hier erforschten Wissenschaftler die Gründe, die zum Rückgang der Taschenkrebspopulation geführt haben und sichern durch das kontinuierliche Aussetzen von Jungtieren langfristig den Bestand in der Nordsee.




Die wohl berühmtesten Unterwassergesellen Helgolands sind neben Hummer und Taschenkrebs aber die Robben. Etwa 70 bis 80 Kegelrobben und 200 bis 300 Seehunde leben hier. Bis auf wenige Meter konnten wir uns den Tieren nähern. „Wenn ihr im Wasser seid, taucht nicht zu nah ran“, wurden wir ermahnt. „Die Männchen können ziemlich aufdringlich werden.“ Die Keggelrobbe ist mit bis zu 300 kg immerhin das größte Raubtier Deutschlands. Kaum zu glauben, wenn man sah, wie friedlich sie am Strand in der Sonne dösten und gelegentlich mal einen Blick zu uns riskierten.


Helgoland




Wir zogen unsere Neoprenanzüge an und gingen ins Wasser. Obwohl Mitte Juli war das Wasser eiskalt und die Sicht ziemlich schlecht. Etwa 100 m vom Ufer entfernt schnorchelten wir über eine große Kelpwiese. Ab und zu schwamm eine Kompassqualle vorbei. Sie ist das Wappentier der Biologischen Anstalt Helgoland. Dann plötzlich umkreisten uns die schwarze Silhouetten der Robben, wobei sie den Radius von mal zu mal verringerten. Zunächst näherte sich ein ausgewachsener Bulle, dann auch die kleineren Weibchen. Ein paar Mal schwammen neugierige Robben direkt vor die Taucherbrille, doch ehe ich ein vernünftiges Bild aufnehmen konnte, waren sie schon wieder verschwunden. Irgendwann hatten sich die Tiere jedoch an unsere Anwesenheit gewöhnt und verloren ihre anfängliche Scheu. Die Robben kamen bis auf Armlänge heran, bissen und zogen an den Taucherflossen und begannen sogar unsere Bewegungen nachzuahmen. Wenn man sich duckte, drehte oder wendete – sie machten alles nach. Es fiel schwer, das Spiel zu beenden und sich von den niedlichen Säugern zu verabschieden.




Die Robben teilen sich das Eiland mit rund 1.600 Menschen und unzähligen Seevögeln, die zu Hunderten um die „Lange Anna“, dem Wahrzeichen der Insel, herumschwirren. Noch mehr lassen sich nur wenige Schritte davon auf dem Lummenfelsen nieder, dem kleinsten Naturschutzgebiet der Welt. Seinen Namen verdankt der Lummenfelsen der Trottellumme, die hier neben Basstölpeln und Tordalken ihre Brutplätze hat. Auf den schmalen Vorsprüngen der steilen Klippen brüten Tausende der schwarz-weißen Vögel mit dem lustigen Namen. Die kleinen Trottellummen sind wahre Helden: Um den räuberischen Möwen zu entkommen, stürzen sich die Jungvögel nach Einbruch der Dämmerung vom Klippenrand ins Meer. In diesem Stadium können sie noch nicht fliegen, so dass sie schwimmend versuchen, vor Tagesanbruch die Möwen so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Die Angsthasen unter ihnen werden von ihren Eltern in die Tiefe geschupst. Der allabendliche Lummensprung kann auf Helgoland von Juni bis Juli beobachtet werden.

Ich habe am eigenen Leib erleben müssen, wie gefräßig die Silbermöwen hier sind. Am Unterland hat so ein Biest versucht mir mein Fischbrötchen direkt aus der Hand wegzuschnappen.

Auf dem Klippenrandweg ist die Insel schnell umrundet. Gerade einmal auf 1,7 Quadratkilometer bringen es Helgoland und die benachbarte Düne. In der Vergangenheit war der kleine Vorposten im Meer ein beliebtes Versteck für Piraten. Heute erinnern Restaurants wie die „Bunte Kuh“ an diese Zeit. Die „Bunte Kuh“ war das Flagschiff der Hanseaten im Kampf gegen die Piraten der Ostsee. Im Jahre 1401 brach sie gemeinsam mit einer Armada als Handelsschiff getarnt nach Helgoland auf, da dort Piraten unter ihrem Anführer Störtebeker vor Anker gegangen waren. Störtebekers Schiffe stürzten sich auf die vermeintlich fette Beute, da drehte die „Bunte Kuh“ bei und öffnete ihre Geschützpforten. Die Seeräuber wurden besiegt und nach Hamburg transportiert, wo Störtebeker und seine Mannschaft am 20. Oktober 1401 auf der Elbinsel Grasbrook vor den Toren der Stadt enthauptet wurden. Nach der Ergreifung Störtebekers gab sich Hamburg den Beinamen „Domitrix piratarum“, Bändigerin der Piraten.


Helgoland



Nach vier Tagen hieß es für mich Abschied nehmen von Helgoland. Auf der Düne wartete bereits der kleine Flieger, der mich wieder aufs Festland bringen sollte, da ich auf der Hinfahrt in Büsum nur ein Fährticket ohne Rückfahrt gekauft hatte. Gerne hätte ich mir noch etwas länger die Seeluft um die Nase wehen lassen, denn Helgoland ist mit absoluter Sicherheit sowohl über als auch unter Wasser die faszinierendste deutsche Hochseeinsel, und das nicht nur, weil sie Deutschlands einzige Hochseeinsel ist. Aber das beste ist, ihr seht sie euch einfach mal selbst an.




Fotos: Roger Blum und Julia Walter

(Erstveröffentlichung in „Adlershofer Flossenblätter“ Ausgabe Ausgabe 68/2007 und 69/2008)

Über den Autor:




Auf Fotopirsch am Ostseegrund Seit Jahren fahre ich regelmäßig an die Ostsee zum Tauchen. Ausgesprochen große Fische trifft man zwar nicht, aber für den Unterwasserfotografen finden sich jederzeit genug lohnende Objekte: Algenbewachse Steinfelder mit großen Findlingen vor Rügen, gestrandete Wracks rund um den Darß oder man taucht einfach nur über den Sandgrund auf der Suche nach Scholle, Flunder oder Steinbutt oder entlang der Buhnen. Das Meer vor unserer Haustür bietet eine Fülle spannender Motive. [mehr]
Usedom
Kurz notiert: Seehundsichtung in Dierhagen Während eines Tauchurlaubs auf dem Darß begegnete uns am Strand von Dierhagen ein seltener Gast – ein Seehund. Auf Bitte des Nationalparkamtes Vorpommern wurden die aufgenommenen Fotos an das Meereskundemuseum in Stralsund weitergeleitet, da anhand der individuellen Fellzeichnung eine Identifikation des Tieres möglich ist. Seit Anfang 2007 werden alle Seehunde und Kegelrobben der Region Fischland – Darß – Zingst – Rügen systematisch erfasst, um so das Wanderverhalten einzelner Tiere zu dokumentieren. [mehr]


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