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von Roger Blum

Kenia

Jenseits von Afrika


Unzählige Male hatte ich die Filme „Jenseits von Afrika“ und „Der Geist und die Dunkelheit“ gesehen. Dann endlich ist ein Traum wahrgeworden – Ende November schaute ich aus dem Flugzeug auf den schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo. Für ein paar Minuten war die Wolkendecke aufgerissen und gab einen Blick frei auf den höchsten Berg Afrikas. Irgendwo unter mir zogen riesige Büffel- und Elefantenherden über die endlose Savanne, jagten Löwenrudel und kauten Giraffen an den Blättern der Schirmakazien. Eine halbe Stunde später landete ich in Mombasa.


Trotz des achtstündigen Fluges und des anschließenden einstündigen Transfers zum Hotel unternahm ich noch am Ankunftstag meinen ersten Tauchgang. Die gesamte Küste Kenias – von Malindi im Norden bis nach Shimoni ganz im Süden – ist von einem Korallenriff gesäumt. Das Riff liegt meist nur wenige Hundert Meter vom Strand entfernt und ist bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Ich tauchte vor allem an der Südküste von Mombasa. Hier schien sich die ganze Vielfalt des Indischen Ozeans zu präsentieren: Nacktschnecken, Tintenfische, Kaiserfische, Skorpionsfische, Igelfische und Barrakudas. Zwischen den Korallen lauerten große Netzmuränen, auf dem Sandgrund lagen Blaupunktrochen und bei fast jedem Tauchgang waren Schildkröten zu sehen. Des weiteren lockte nördlich von Tiwi-Beach die „H.M.S. Hildsay“, eher bekannt als das Waa-Wrack. Der 1945 gesunkene britische Minensucher liegt in einer Tiefe von 17 bis 24 m kieloben im Sand. Lediglich die Sichtverhältnisse trübten manchmal das Tauchvergnügen und an einigen Tauchplätzen war die Strömung recht heftig. Eins sei noch gesagt: Die Preise für einen Tauchgang sind in Kenia wirklich gesalzener als das Wasser. Und das soll was heißen!

In der Zeit von September bis November ist hier aber die Chance, Walhaie zu sehen, sehr hoch. Tatsächlich wurden an einem Tag, als ich gerade auf Safari war, zwei Walhaie direkt am Riff vor meinem Hotel gesichtet. Ich selbst habe während meines zweiwöchigen Aufenthalts in Kenia keinen einzigen Walhai gesehen. Zwar sprang unser Tauchguide einmal bei einer Tauchausfahrt aufgeregt auf, deutete wild gestikulierend auf´s Wasser und rief: „Whaleshark! Walhai!“. Doch nachdem ich wie von der Tarantel gestochen meine Schnorchel-Ausrüstung geschnappt hatte und voller Erwartung die Wasseroberfläche nach auffälligen Schatten absuchte, entpuppte sich der vermeintliche Walhai bloß als große Planktonansammlung.

Die einzigen Haie auf dieser Reise sah ich am „Shark-Point“ im Mombasa Marine National Park. Dort ruhten auf dem Grund mehrere Weißspitzenriffhaie, die vor uns Tauchern überhaupt keine Scheu zeigten. Erst als ich mich mit dem Fotoapparat bis auf wenige Meter näherte, zogen sie mit ruhigem Flossenschlag davon. Neben den Haien waren hier auch stattliche Zackenbarsche und Barrakudas anzutreffen.

Doch wer an der Küste bleibt, lernt Kenia nicht kennen. In der ersten Woche beschränkten sich meine Erlebnisse mit der Tierwelt Ostafrikas – abgesehen vom Tauchen – auf das Füttern von zahmen Giraffen im Haller-Park, dem Essen von Krokodilsfleisch und der Abwehr von frechen Affen, die buchstäblich einem das Essen vom Teller klauten.

Die wilde Schönheit Afrikas erlebte ich dann auf zwei abenteuerlichen Safaris in die immergrüne Bergregion des Mwalunganje Elephant Sanctuary und durch den Tsavo East National Park. Der Tsavo ist mit ca. 20.800 km² eines der größten Tierschutzgebiete der Welt. Der größte Teil ist offene Savanne und Buschland. Der Park wird durch die Verbindungsstraße Mombasa – Nairobi und die parallel verlaufende Eisenbahnstrecke in eine West- und eine Osthälfte geteilt. Die Bahnschienen erinnern an eine wirklich schauererregende Zeit: Im Jahre 1898 brachten hier zwei Löwen den Bau der Eisenbahnstrecke für neun Monate zum Erliegen. Die Löwen hatten über 100 Bahnarbeiter getötet bis sie schließlich von Oberst John Henry Patterson erschossen wurden, der sie dann in seinem berühmten Buch „Die Menschenfresser von Tsavo“ verewigte. Sie gilt als die berühmteste Abenteuergeschichte in ganz Afrika und wurde unter dem Titel „Der Geist und die Dunkelheit“ mit Michael Douglas und Val Kilmer verfilmt. Obgleich die Löwen seither ausgestopft im Field Museum in Chicago stehen, blieb das Grauen so nachhaltig, dass die Wildwarte hier noch in den 1950er Jahren das Zelten verboten.


Die ersten Tiere die ich sah waren Zebras, Strauße, Dik-Diks, aber auch vereinzelte Gazellen und Impala-Antilopen. Zuerst waren sie relativ weit weg und es war ohne Teleobjektiv kaum möglich, ordentliche Tierbilder zu machen, doch mit zunehmenden Eindringen in die Wildnis wurden die Tiere häufiger und kamen näher ran. Insbesondere suchte ich in der Savanne nach den legendären „Big Five“ – Büffel, Leopard, Nashorn, Löwe und Elefant –, den beliebtesten Trophäen der Großwildjäger. Büffel- und Elefantenherden sah ich relativ häufig. Der Tsavo ist berühmt für seine Elefanten, die hier als „rote“ Elefanten bezeichnet werden, da sie sich mit dem roten Lateritboden zum Schutz gegen Sonne und Ungeziefer bewerfen. Aus der Entfernung waren sie nicht ohne weiteres von den allgegenwärtigen, meterhohen Termitenhügel zu unterscheiden. An Großkatzen sah ich weder Löwe noch Leopard, dafür aber drei Geparden.

Während der sengenden Mittagshitze erreichten wir das Tarhi Camp. Dieses kleine Zeltcamp ist wunderschön am Voi-Fluß gelegen. Weder Zäune noch Hecken trennten uns von der Wildnis; lediglich ein paar mit Stöckern bewaffnete Massaii liefen Patrouille und blieben immer in unserer Nähe. Warm und staubig war die Savanne und so spülte ich im Schatten einer Baumgruppe den Staub mit einem kühlen „Tusker“ (engl. für Stoßzähne) herunter. Ein Elefant ziert das Logo dieser Biermarke.

Am Nachmittag unternahmen wir die nächste Pirschfahrt. Ich sah wieder mehrere Herden Elefanten, Zebras, Büffel und Impalas, jedoch immer noch keine Löwen. Pünktlich zum Sonnenuntergang (knallroter Himmel!) waren wir zurück im Zeltcamp. Mit der Dunkelheit erwachten auch die Stimmen der afrikanischen Nacht. Überall quakte und zirpste es und rund ums Licht tanzten Insekten. Sofort rieb ich mich mit Autan ein und schluckte brav meine Medikamente zur Malariaprophylaxe. Bis spät in die Nacht saßen wir zusammen am Lagerfeuer und bewunderten den funkelnden Sternenhimmel Ostafrikas, plauderten über die Erlebnisse des Tages und erzählten uns natürlich die Geschichte vom „Geist und der Dunkelheit“. Als wir zu „Bett“ gingen blieben die Einheimischen immer in der Nähe der Zelte und bewachten unseren Schlaf.


Nach einer nicht ganz durchschlafenen Nacht stand ich um 5.45 Uhr auf. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen und so war es recht kühl. Wir brachen vor dem Frühstück zu einer Frühpirsch auf, denn es war die beste Zeit um Wildtiere zu beobachten. Auf roter (recht holpriger) Sandpiste fuhren wir den Taita Hills entgegen. Ich sah eine Gruppe Giraffen, Antilopenherden, Zebras und immer wieder Elefanten, doch immer noch keine Löwen.

Nach dem Frühstück, auf der Rückfahrt nach Mombasa, entdeckten wir eine Gruppe Safaribusse, die sich vor einigen Büschen drängten. Dies deutet immer auf interessante Tiere hin und so gesellten wir uns dazu. Angestrengt suchte ich die Büsche ab; und dann, ja, tatsächlich das Ohr eines Löwen! Mit bloßem Auge war es nur ein kleiner Punkt, doch bestimmt war es das Ohr, was hätte es sonst gewesen sein können?! Dann plötzlich schaute der ganze Kopf aus dem Gras und wenig später noch einer. Durch das Fernglas waren die beiden Löwen deutlich zu erkennen. Hatte ich die berühmten Tsavo-Löwen doch noch gesehen! Ein schöner Abschluss der Safari. Eines ist sicher: Es war nicht das letzte Mal, dass ich den schwarzen Kontinent besucht habe...

(Erstveröffentlichung in „Adlershofer Flossenblätter“ Ausgabe 50/2003)


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