Quallen. Schreckliche Schönheiten. Sie sind glibberig, durchscheinend und schweben majestätisch wie kleine Raumschiffe durch ihr Universum. Seit über fünfhundert Millionen Jahren bevölkern sie unsere Weltmeere und haben sich seither ohne merkliche Veränderungen als Erfolgsmodelle der Evolution etabliert. Ohne Skelett überstanden sie jede Kontinentalverschiebung, ohne Hirn und Herz jeden Klima-Umsturz. Sie sind phantastische Wasserwesen, die zu 99 Prozent aus Wasser bestehen.
|
|
Gerade wegen dieses einfachen Bauplans haben die Quallen effiziente Überlebensstrategien entwickelt. Sie besitzen Tentakel, die mit Nesselzellen ausgestattet sind. Die Nesselkapseln auf ihren Tentakeln gehören zu den spektakulärsten Entwicklungen, die die Evolution auf Zellebene zu Stande gebracht hat: Gefüllt mit hochwirksamen Giften, schleudert die Kapsel bei Kontakt explosionsartig einen Harpunenschlauch aus, der mit der Energie einer Gewehrkugel in die Oberfläche des Opfers dringt und es blitzartig lähmt oder tötet, so dass die Qualle es in den Magen transportieren und verdauen kann. Bei Menschen verursacht das Gift der Nesseln meist brennende Schmerzen, Rötungen oder Ausschläge. Manche Quallen haben jedoch auch ein stärkeres Gift, das Übelkeit und einen Kreislaufzusammenbruch auslösen kann. So verbreitet die handballengroße Seewespe an den Stränden der Nordküste Australiens Angst und Schrecken. In ihren Nesselkapseln steckt das stärkste im Tierreich bekannte Gift. Eine Berührung mit
ihren Tentakeln kann einen Menschen binnen Minuten töten. In den letzten zwanzig Jahren gingen mehr als 1100 Tode auf ihr Konto, mehr als Haie oder Seeschlangen auf ihr Konto verbuchen können. Gleich auf Platz zwei der berüchtigten Seemonster steht eine weitere Quallenart. Die tiefblau gefärbte Portugiesische Galeere. Sie verfügt über eine gasgefüllte Blase, mit der sie an der Meeresoberfläche segeln kann. Im Vergleich zu diesen tropischen Nesseltieren sind aber unsere Exemplare vergleichsweise harmlos, obwohl auch sie heftige Schmerzen verursachen können. Allein im vergangenen Sommer wurden in Spanien mehr als vierzehntausend Menschen nach Kontakt mit ihnen medizinisch behandelt.
|
|
Bei Quallen gibt es einen Generationswechsel, also geschlechtliche und ungeschlechtliche Generationen. Bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung produziert die Qualle eine Geschlechtszelle, die über einige Stadien hinweg zu einem Polyp wird. Dieser produziert dann neue Quallen.
Die Geschlechtsorgane befinden sich im Schirm. Mit ihren wenigen Muskeln kann eine Qualle zwar ihren Schirm zusammenziehen und nach der Entspannung einen Rückstoß produzieren, schnell fortbewegen kann sie sich aber auf diese Weise nicht. Mit einer Größe von dreißig bis vierzig Zentimeter kann sie sich maximal zehn Kilometer pro Stunde fortbewegen. Einige Arten können jedoch eine Schirmgröße bis zu zwei Meter erreichen. Oft lassen sich Quallen aber auch nur von der Strömung tragen.
|
|
|
|